Osnabrück. Trotz der weltweiten Krise der Kreuzfahrtbranche bleibt die Führung der Papenburger Meyer Werft zuversichtlich. „Wir schreiben 2020 den größten Verlust unserer 225-jährigen Unternehmensgeschichte“, sagte Geschäftsführer Jan Meyer im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ), ohne eine genaue Zahl zu nennen. Trotzdem sehe er „gute Überlebenschancen“ für die Meyer Werft. Allerdings seien dazu gewaltige Anstrengungen notwendig. Zu den Maßnahmen gehöre der Personalabbau. So seien bereits mehr als 500 Verträge mit Leiharbeitern gekündigt worden.
Die Geschäftsführung streckt überdies vereinbarte Aufträge. Statt der geplanten drei Luxusliner würden nur noch zwei pro Jahr gebaut. Damit sei man den finanziell arg gebeutelten Reedereien als einzige große Werft weltweit entgegengekommen, so die Meyer-Geschäftsführung. Gerade dank des „guten Auftragsbuches“ besitze die Meyer Werft große Chancen, als eine der „wenigen Werften in Europa zu überleben“, sagte Seniorchef Bernard Meyer. Hierfür müsse man das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren strukturell neu aufstellen und 1,25 Milliarden Euro einsparen. Dabei blickt der Seniorchef optimistisch in die Zukunft und kündigt wegweisende Entwicklungen an: „Unser nächstes Disney-Schiff wird für die ganze Industrie eine Überraschung. Auch die Silversea-Luxusschiffe werden richtig schick.“ Und bei einer Neubauserie mit dem Arbeitsnamen Icon auf der Tochterwerft Turku in Finnland stehe Meyer bei Größe, Architektur und Entwicklung vor „einem gewaltigen Sprung nach vorne“.
Bernard Meyer erwartet, dass es die Kreuzfahrtbranche auch 2021 noch sehr schwer haben wird. „Wir gehen davon aus, dass im März 2021 die ersten Schiffe mit einer Auslastung von 70 Prozent wieder fahren werden.“ Dabei wäre eine 100-prozentige Auslastung möglich. Die Nachfrage sei sehr groß. Es gebe bereits einen „Post-Corona-Boom“. „Das ist doch das Tolle“, sagt der Werftchef. Die Möglichkeiten von Schnelltests zeigen schon jetzt, dass Kreuzfahrten nicht nur schön sind, sondern auch die sicherste Art, Urlaub zu machen.
Für die Papenburger Werft rechnet Bernard Meyer jetzt erst mal mit einer „Saure-Gurken-Zeit“. Vor 2023 beziehungsweise 2024 würden die Reedereien weltweit keinen neuen Luxusliner ordern. Bis zur Ablieferung vergingen dann noch einmal drei Jahre. Zugleich befürchtet das Familienunternehmen „eine Preisschlacht“, zumal auch die Chinesen ihre Werftkapazitäten verdoppeln würden.
Quelle: PM/ots/NOZ