Berlin. Welche digitalen Lehr-Formate werden im Pandemie-Wintersemester 2020/201 konkret eingesetzt? Was macht die Digitalisierung der Hochschullehre mit den Lehrenden, und mit den Studierenden? Welche Chancen bietet sie, welche Risiken hat sie? Das Deutsche Studentenwerk (DSW) geht diesen Fragen in der neuen Ausgabe 4/2020 seines DSW-Journals auf den Grund.
Autor Christian Füller zeigt am Beispiel der Trierer Literaturwissenschaftlerin Andrea Geier und des Dresdener Linguistikers Alexander Lasch, wie „flipped Vorlesungen“ funktionieren, in kleinere Videoformate aufgeteilte Vorlesungen, die vor dem Termin angesehen werden, oder wie die Studierenden während der Online-Vorlesung über Messenger-Dienste ihre Kritik oder Nachfragen als „Memes“ an den Professor senden. Es gehe nicht um das „Erfinden gänzlich neuer Lehrformate“, analysiert Füller, sondern um die „Transformation von Vorlesung und Seminar mittels des Justierens feiner Stellschrauben“.
In der Titelgeschichte des DSW-Journals 4/2020 zeigen sich aber auch Schattenseiten der neuen digitalen Lehr-Welt, gerade für Studierende, denen der souveräne Umgang mit digitalen Medien aus dem Elternhaus nicht mitgegeben wird. An der Hochschule Ruhr-West etwa, so erklärt deren Präsidentin Susanne Staude, kommen viele Erstsemester „aus Familien, in denen noch nie jemand studiert hat.“ Deren akademische Sozialisation sei „unter Corona-Bedingungen extrem schwierig“, digital gehe das nicht, ist sie überzeugt.
Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung, betont im Kurzinterview im DSW-Journal 4/2020 hingegen die positiven Potenziale der digitalen Lehre: „Digitale Format können die Hochschullehre … dabei unterstützen, der Heterogenität von Studierendengruppen besser gerecht zu werden“, sagt sie. Es könne „viel individueller“ auf einzelne Studierende eingegangen werden. Es stelle sich nicht die Frage „entweder analog oder digital“, es gehe darum, „wo die Präsenzlehre durch digitale Ergänzungen verbessert“ werden könne. Der Forderung nach einem Digitalpakt Hochschule erteilt Karliczek eine klare Absage. Sie verweist auf die Zuständigkeit der Bundesländer, aber auch auf das von ihrem Ministerium geförderte „Hochschulforum Digitalisierung“, den Qualitätspakt Lehre sowie zahlreiche weitere, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Initiativen für die Hochschulen. Karliczek: „Die Hochschulen sind in der Digitalisierung heute weiter als die Schulen.“
PM/Deutsches Studentenwerk