Social Media

Suchen...

Deutschland & Welt

Intensivpädagoge warnt vor Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters

Düsseldorf (dts) – Obwohl die Jugendkriminalität auf ein Zehnjahreshoch gestiegen ist, rät Menno Baumann, Intensivpädagoge an der Fliedner-Fachhochschule Düsseldorf, davon ab, auf die Entwicklung mit einer Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters auf unter 14 Jahre zu reagieren.

„Diese Forderung wird wider besseres Wissen erhoben“, sagte Baumann der Mediengruppe Bayern. Die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters bringe überhaupt nichts. „Sie verhindert keine Straftaten und sie ermöglicht nicht bessere Reaktionen auf Strafverhalten von Kindern und Jugendlichen.“

Schaue man sich Länder mit einer niedrigeren Strafmündigkeit an, zeige sich, dass je jünger die Strafmündigkeit sei, desto weniger werde in soziale Infrastruktur investiert und desto mehr Kinderkriminalität sei die Folge. Dieser Befund sei in der Gewaltforschung eindeutig. „Das kann nur heißen: Finger weg vom Strafmündigkeitsalter, denn das ist Populismus pur“, warnte Baumann. Es gebe genügend andere Instrumente. „Der Eindruck, Unter-14-Jährigen würde nichts passieren bei einer Straftat, stimmt ja nicht. Die können durchaus vor einem Richter landen, aber eben keinem Strafrichter, sondern einem Familienrichter, und da gehören die Kinder hin.“

Für den Anstieg der Jugendkriminalität gibt es aus Sicht des Intensivpädagogen viele Gründe. „Wir hatten Gesetzesverschärfungen, die neue Delikte umfassen, sehen einen Bevölkerungszuwachs in dieser Gruppe, sind mit einem stark wachsenden Anzeigeverhalten konfrontiert.“ Auch gesellschaftliche Entwicklungen wie steigende Armut, wirtschaftliche Bedrohung durch Inflation und die prekäre Lage am Wohnungsmarkt führten zu wachsenden Problemen in den Familien. Zudem gehe nach der Corona-Zeit die Schere zwischen denen, die in der Schule relativ gut zurechtkommen und denen, für die das nicht gilt, weit auseinander. „Die Bildungsungerechtigkeit hat daher zuletzt deutlich zugenommen, und auch das ist ein Nährboden für Kriminalität und Gewalt“, sagte Baumann.

Er warnt: „Alle radikalen Strömungen fischen im Internet ganz gezielt nach Kindern und Jugendlichen. Das tut der Islamismus in Richtung Terror, der Rechtsradikalismus und das tun viele andere Strömungen.“ Die Gefahr, dass es zu Radikalisierungsprozessen komme, sei ernst zu nehmen.

Foto: Justizzentrum (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Auch interessant

Deutschland & Welt

Saarbrücken (dts) – In der Mittwochs-Ausspielung von „6 aus 49“ des Deutschen Lotto- und Totoblocks wurden am Abend die Lottozahlen gezogen. Sie lauten 2,...

Deutschland & Welt

Berlin (dts) – Vor dem Industriegipfel im Kanzleramt hat IG-Metall-Chefin Christiane Benner die Ampelregierung scharf kritisiert. „Das ist aktuell doch keine Koalition mehr“, sagte...

Deutschland & Welt

Berlin (dts) – Die Grünen dringen darauf, den neuen Gesetzentwurf von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) zum anlassbezogenen Speichern von sogenannten Verkehrsdaten schnell umzusetzen. „Als...

Deutschland & Welt

Karlsruhe (dts) – Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen einen Deutschrussen erhoben. Er sei hinreichend verdächtig, sich in einer terroristischen Vereinigung im Ausland mitgliedschaftlich betätigt...

Deutschland & Welt

Berlin (dts) – 54 Prozent der deutschen Bundesbürger sprechen sich aktuell für vorgezogene Neuwahlen aus. Das hat eine Umfrage von Infratest unter 1.333 Wahlberechtigten...

Deutschland & Welt

Berlin (dts) – Wenige Tage vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November halten drei von vier Deutschen (74 Prozent) die demokratische Kandidatin Kamala Harris für...

Deutschland & Welt

Frankfurt am Main (dts) – Deutschlands Sportvereine zählen mehr Mitgliedschaften als jemals zuvor seit Beginn der Bestandserhebung 1954. Das geht aus der neusten Statistik...

Deutschland & Welt

Berlin (dts) – Die Union hat Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zu große Zögerlichkeit im Umgang mit dem Iran vorgeworfen. „Das ist zu wenig und...

Anzeige