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Virologe Christian Drosten erwartet “komplizierte erste Jahreshälfte”

Berlin. Der Berliner Virologe Christian Drosten erwartet für 2021 herausfordernde erste sechs Monate. „Ich schaue schon optimistisch auf das neue Jahr, aber ich glaube, dass die erste Jahreshälfte sehr kompliziert werden wird“, sagte Drosten der „Berliner Morgenpost “ (Sonntags-Ausgabe 3. Januar). Es werde sehr viele Diskussionen beispielsweise um Lockerungen oder die Impfung geben. „Ich glaube, dass ab der zweiten Jahreshälfte eine Entspannung eintreten könnte, aber nur, wenn man es schafft, ganz viele Personen in den ersten sechs Monaten zu impfen“, so der 48-Jährige, der von den Lesern und einer Jury der „Berliner Morgenpost“ zum Berliner des Jahres gekürt worden ist.

Die Herausforderung sei jetzt, zwei Dinge, die eigentlich gegeneinander liefen, zu steuern. „Wir müssen die Inzidenz nach unten bekommen – und gleichzeitig impfen. Wir werden in eine Situation kommen, wo wir große Teile der Risikogruppen geimpft haben und es dann Kräfte geben wird, die sagen, dass es jetzt keinen Grund mehr gibt für Einschränkungen. Letzteres wird allerdings eine Fehleinschätzung sein, denn wir dürfen grundsätzlich keine sehr hohe Inzidenzen zulassen. Auch nicht bei den Jüngeren“, sagte der Wissenschaftler der Berliner Morgenpost.

Auf die Frage, ob die Regierungen zu wenig Impfstoff bestellt haben, sagte Drosten: „Das ist eine Frage, die ich so gar nicht beantworten kann und auch nicht will. Das ist so eine komplexe Angelegenheit. Man musste den Impfstoff mit Monaten Vorlauf bestellen – und wusste zu dem Zeitpunkt gar nicht, ob der betreffende Impfstoff auch funktionieren würde. Es ist jetzt praktisch unmöglich, das im Nachhinein zu bewerten.“ Der Wissenschaftler verwies darauf, dass nach dem Biontech-Impfstoff nun in Großbritannien der AstraZeneca-Impfstoff bereits zugelassen sei. „Da sollte man in der EU ganz schnell hinterherkommen, denn dieser Impfstoff kann auch in normalen Arztpraxen geimpft werden. Bei diesem Impfstoff hat man nicht die besondere Kühlpflicht.“

Eine Prognose, ob der Lockdown in Deutschland ab 10. Januar aufgehoben werden könne, wollte Drosten nicht stellen. „Wir haben zurzeit keine validen Zahlen, weil die Labore über die Feiertage weniger getestet haben, aber auch weil viele Menschen, die krank geworden sind, nicht zum Arzt gegangen sind. Wir sehen aber am Anteil der positiven Tests, dass die Zahlen derzeit nicht nach unten gehen. Das ist nicht gut“, so der Virologe. „Ob der Lockdown bis in den Februar verlängert werden muss, das kann man heute nicht vorhersagen. Vielleicht erleben wir ja eine positive Überraschung. Wir müssen bis Mitte Januar warten, erst dann kann man die Zahlen bewerten.“

PM/BERLINER MORGENPOST

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