Berlin. Die Deutschen sind zunehmend coronamüde und sehnen sich das Ende des wochenlangen Lockdowns herbei. So sprechen sich in einer aktuellen Umfrage 75 Prozent der Befragten dafür aus, die Geschäfte im März wieder zu öffnen. Nun können Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder bei ihrem Treffen am Mittwoch keine Politik nach Befindlichkeitsumfragen machen. Sie sehen sich aber wachsendem Druck gegenüber, die Beschränkungen zu lockern.
Und zwei Länderchefs müssen die Stimmungslage ihrer Bürger ganz besonders im Auge haben. Denn sowohl die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) als auch ihr baden-württembergischer Amtskollege Winfried Kretschmann (Grüne) stehen in zwei Wochen, am 14. März, zur Wahl.
Kretschmann bleibt in der Lockerungsdebatte zurückhaltend. Er warnt die Ungeduldigen: Dem Virus sei es egal, ob wir müde sind oder nicht. Breites Testen eröffne aber die Möglichkeit, Öffnungen zu riskieren. Das sieht auch Dreyer so: Sie will Gaststätten, Museen und Geschäften im Frühling und Sommer die Öffnung erlauben, wenn sie bei Kunden Schnelltests durchführen.
Weisen diese Schnelltests also den Weg aus dem Lockdown? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte angekündigt, dass ab 1. März alle Bürgerinnen und Bürger etwa in einem Testzentrum oder einer Apotheke kostenlos einen Schnelltest vornehmen lassen könnten. Das Corona-Kabinett der Bundesregierung lehnte dieses Startdatum jedoch ab. Bei den anstehenden Bund-Länder-Beratungen wird das Thema aber wieder auf dem Tisch liegen.
Zugleich gibt es Sorgen vor einer dritten Pandemie-Welle. Seit einigen Tagen zeigen die Kurven von Neuinfektionen und Sieben-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner wieder nach oben. Trotzdem geht Biontech-Gründer Ugur Sahin davon aus, dass die Pandemie in Deutschland bis zum Spätsommer unter Kontrolle sei. Sein Optimismus beruht insbesondere auf neuen Studien, laut denen der Biontech-Impfstoff nicht nur die Krankheit verhindert, sondern auch die Übertragung des Virus zu rund 90 Prozent unterdrückt. Eine Expertise, die den coronamüden Deutschen Hoffnung machen darf.
PM/ots/Neue Westfälische/Jörg Rinne